Unter dem Namen „Paddler Of Fortune“ starteten Arthur Sucker und Philippe Heitz im 2014 an der „Yukon River Quest“.

Das 715 km lange Paddelrennen findet zwischen Whitehorse und Dawson auf dem Yukon River in Kanadas Yukon Territory statt. Die YRQ ist das längste Kanurennen der Welt und wird auch das „Rennen zur Mitternachtssonne“ genannt, da die Teilnehmer Ende Juni rund um die Uhr unter immer hellem Himmel paddeln. Während dem ganzen Rennen gibt es nur 2 obligatorische Pausen, einmal 7 und einmal 3 Stunden.

Der Name: Ein kleines Wortspiel „Soldier of Fortune“ bedeudet heute Söldner also Glückssoldat. Auch wir als Paddleteam suchen unser Glück und so entstand der Teamname „Paddler of Fortune“.

Voyageur Outdoor Services GmbH unterstützt das Team mit Material und Logistik.

Arthur und Philippe sind als 9er gesamt und 2er in ihrer Kategorie.

Yukon River Quest 2014: Bericht

Das 715 km lange Paddelrennen findet zwischen Whitehorse und Dawson auf dem Yukon River in Kanadas Yukon Territory statt. Der YRQ ist das längste Kanurennen der Welt und wird auch das „Rennen zur Mitternachtssonne“ genannt, da die Teilnehmer Ende Juni rund um die Uhr unter immer hellem Himmel paddeln. Während dem ganzen Rennen gibt es nur 2 obligatorische Pausen, einmal 7 Stunden in Carmacks (etwa die Mitte des Rennens) und einmal 3 Stunden in Kirkman Creek (etwa bei 3/4 des Rennens).

Die Idee

Ich war schon mehrmals im Yukon und hatte immer ein Auge auf dieses Rennen. Wie schön muss es denn sein, 715 km in einem Zug zu paddeln? Im 2013 probierte ich es alleine im Kanadier aus, wie es ist so lange zu paddeln. Es waren rund 15 Stunden. Dies ohne besondere Ausrüstung und Training. Ich war so gut drauf, auch noch am nächsten Tag, dass eine Teilnahme realistisch schien. Mein Freund Arthur, wir arbeiten zusammen im Kanuverleih, war sofort dabei und schon gingen wir mal probe paddeln. Auf dem Rhein, gegen die Strömung und mit einem Old Town Discovery, denn wir wollten uns ja nur die Arme einpaddeln.

Wir wollten nicht nur das Rennen beenden, sondern auch unter den ersten 10 ankommen. Unser Budget war auch nicht unendlich. Also brauchten wir einen Kanadier mit sehr guten Fahreigenschaften (schnell und trocken), welcher bezahlbar war. Wir brauchten 2 Boote eines hier in Europa und eines im Yukon für das Rennen.

Sehr schnell fiel unsere Wahl auf den Minnesota II von Wenonah. Das Probetraining auf dem Rhein hat uns begeistert, das Boot ist stabil, schnell und trocken. Wir haben Schalensitz und Fussstütze montiert und eine Spritzdecke selber genäht. Die Spritzdecke ist bei dem Rennen Vorschrift, da während dem Rennen ein 50 km See (Lake Laberge) und 2 Stromschnellen zu fahren sind. Ausserdem ist es damit auch wärmer. Der Nachteil liegt bei der schlechteren Zugänglichkeit zum Gepäck. Aber während dem Rennen hat man auch keine Zeit etwas anderes zu machen, als zu Paddeln. Problem gelöst. Auch bei den Paddel haben wir uns für Wenonahs Black Lite entschieden.

Die Vorbereitung

Das Training läuft. Wir sind auf dem Wasser zusammen ein bis zweimal der Woche. Dazu trainieren wir noch alleine, spezifisch wie generell. Anfangs Juni machen wir ein langes Training auf dem Rhein. An diesem Tag wird es auch das erste Mal richtig warm, +33°. 100km später steigen wir aus, gekocht. Wir sind bereit.

Am 19. Juni fliegen wir nach Kanada. Whitehorse liegt direkt am Yukon. Die Tage sind sehr lang. Wir zelten am Fluss. Der Pegel ist tief. Der Winter war Schnee arm und Im Frühling gab es nur wenig Niederschläge. Wir werden dementsprechend nicht so schnell sein.

Vor ein paar Woche wurde unser Renn- Minnesota II geliefert (GFK Ausführung). Im Laden bei Up North Adventures können wir unser Kanu fertig ausrüsten. Wir nehmen an den „Trainings runs“ teil, einmal 30km und einmal 20km. Und wir betrachten ehrfürchtig die Boote der anderen Teilnehmer. Hier kommen Kevlar, Karbon in diversen Mischungen daher.

Der Material Check ist absolviert. Der Minnesota II ist für die Yukon River Quest zugelassen und der Rest der Ausrüstung ist ebenfalls in Ordnung.

Endlich ist es so weit Start: Mittwoch 25. Juni um 12.00 Uhr. Eigentlich heisst das um 7.00 Uhr am Start zu sein, alles zu installieren und in unserem Fall das Lager zu packen, das Mietauto zurückzubringen und so weiter.

Die Boote sind schön am Ufer gelegt, Am Start sind Kajaks (1er und 2er), Kanadier (1er und 2er), die 2er sind in Männer, Frauen und gemischt kategorisiert und zuletzt gibt es die Voyageur Kanus mit 6 und mehr PaddlerInnen an Bord. Am Ufer wird es hektisch, es werden sogar Rasenplatten gelegt, um den Rumpf nicht zu verkratzen. Wir werden es ins Wasser heben.

Das Rennen

Der Start ist im Le Mans Stil, wir laufen 750m bevor wir in die Boote springen. Da wir so mit Adrenalin voll gepumpt sind, sind wir die Dritten im Wasser. Das Team „Canoe Do it“ geht wie ein Dampfer voran. Clay und Jason haben weisse Handschuhe an und paddeln als gäbe es kein Morgen mehr.

Vor dem Rennen waren wir mit anderen Kanadier 2er Teams zusammen. Team „Zen Force One“ und „Puha no Huahine“. Letztere, Philippe und Nicolas, Vater und Sohn, aus Französische Polynesien, haben eine solide Erfahrung mit paddeln in Auslegerkanus.

3 Stunden im Rennen, wir erreichen den Lake Laberge, ein 50km langer See. Wie bestellt kommt der Sturm. Der Wind frischt auf, Wellen werden grösser. 70km/h Wind. Vor uns kentert ein Solokajak. Wir müssen helfen. So stehen wir im kalten Wasser, ich halte unser Minnesota, während Arthur dem Konkurrenten hilft, welcher gleich wieder kentert. Er soll am Ufer warten. Etliche Teams haben uns passiert, die Sicherheitsboote haben viel zu tun und kreisen nonstop am Ufer entlang. Endlich können wir weiter. Am Horizont surft „Puha no Huahine“ auf jeder Welle. Wir passieren die Solokanadier, die am Ufer das schlechte Wetter vorbeiziehen lassen. Nach 6 Stunden sind wir am Ausguss von Lake Laberge. Ab hier hat es wieder Strömung! Wir fahren durch, Essen haben wir in Beuteln in einem Korb unter dem Sitz. Alles ist in mundgerechte Stücke geschnitten. Für die Getränke hat jeder von uns eine Trinkblase mit Wasser, eine Thermoskanne (mit Kaffee oder Schokolade) und mehrere Flaschen mit isotonischem Getränk. Um Mitternacht ist es noch relativ hell und wir machen eine sehr kurze Kaffeepause. In einem Grosskanadier ist ein Kocher fest montiert und ein Paddler beschäftigt sich mit der Verpflegung der anderen.

In der Nacht gesellt sich ein Kajak zu uns. Thomas de Jaeger (sein Bericht ist im Kanumagazin 8/2014 zu lesen) will nicht ins Wasser fallen. Alle fahren jetzt im halb Schlaf. Schlag für Schlag geht es vorwärts.

Am Morgen werden wir „geweckt“ von einem Solo Kanadier. Er hat uns eingeholt und wir schaffen es nicht mit ihm mitzuhalten! Unglaublich! Er hat ein MP3Player mit dem Takt: 90 bpm. All 20 Minuten gibt es ein bisschen Musik…

Mit dem Tag wird es deutlich wärmer. Wieder einen Grund in einen Wachschlaf zu fallen. Der Ufer wird wild, Halluzinationen setzen ein… Tiere, Menschen, Gesichter, Graffitis, das müde Hirn probiert alles zu interpretieren.

Die erste obligatorische Pause kommt näher. Langsam melden sich kleine Schmerzen.

In Carmacks ist es hektisch. Während der Pause sind die Boote an Land. Die Teams haben zum Teil Helfer, welche die Rümpfe wachsen…

Duschen, essen, schlafen, essen: Genau in dieser Reihenfolge. Es ist ein warmer Nachmittag. Wir tauschen Infos und wissen wo wir im Rennen stehen. 7er Platz. Wir sind glücklich.

Nach 7 Stunden fahren wir wieder los.

Da kommen die 2 Stromschnellen (Five Finger Rapids und Rink Rapids). Es sind stehende Wellen, die wir ohne Zwischenfall passieren können. Die helle Nacht kommt und wieder das flache Licht, das jeden Stamm am Ufer wie ein Boot aussehen lässt. Hier und da glauben wir ein Boot gesehen zu haben. Ein Elch schwimmt vorbei, während ein grösserer am Ufer steht.

Als die Sonne höher steht haben wir einen Müdigkeitsanfall. Ein Boot ist hinter uns! Diese Nachricht weckt uns und wir beschleunigen. Wer ist es? Arthur sieht weisse Handschuhe. Die waren doch weit vor uns. Tatsächlich ist es das Team „Canoe do it“. Sie sind in den Five Finger Rapids gekentert und haben ihren Proviant, sowie ihr Trinkwasser verloren. Wir haben genug und teilen. Wie lange haben wir miteinander geredet ohne zu paddeln? 5 oder 10 Minuten? Schon sind 2 Boote hinter uns. „Canoe do it “ geht los, wir auch. Nach einer Stunde steht „Canoe do it“ wieder am Ufer. Mein Paddelpartner Arthur findet unglaublich viel Kraft und Energie und während 3 Stunden sprinten wir gegen ein Voyageur Team (the Skagnificent six).

Wir befahren unterschiedliche Flussarme, um am Schluss eine Minute vor ihnen die 2. obligatorische Pause zu erreichen. 3 Stunden Pause. Arthur mag nicht essen, er will nur noch schlafen. Ich kann nicht schlafen, nur essen. Das Team „Puha no Huahine“ ist schon hier. Sie haben über eine Stunde Vorsprung.

Als wir nach 3 Stunden los fahren, kommt die Sonne raus. Nun fliest der Yukon in ein Tal und rollt von einer Seite zur anderen in mehreren Armen. Wir fahren während Stunden, der Sonne entgegen, probieren den schnellsten Arm auszumachen. Mit dem falschen Flussarm lässt sich sehr viel Zeit verlieren. Kurz nach der Abfahrt haben uns die Skagnificent Six, sowie Thomas de Jaeger überholt. Wir probieren während 2 Stunden mit den anderen aufzuschliessen, indem wir andere Flussarme benutzen. Ohne Erfolg. Die Müdigkeit setzt ein. Wo ist Dawson? Wir folgen unser Kurs auf der Karte und auf dem GPS. Endlos scheint dieser Abschnitt.

Endlich sind es nur noch 2 Kurven, mittlerweile scheint mir den Fluss so steil wie eine Skipiste. Und da kommt die Schlusslinie, hinter einem weissen Dampfer!

Endlich angekommen! 52 Stunden und 20 Sekunden. Wir sind auf dem 9. Platz. Wir werden gefeiert. Am Yukon River Quest kämpft man in erster Linie mit sich selbst, auch wenn man hart am kämpfen ist, bleibt die Atmosphäre stets freundlich und sehr hilfsbereit. Es ist ein Fest, das über 200 Freiwillige ermöglichen. Teilnehmer, die aufgegeben haben sind weiter gefahren, um zu helfen!